Uli Simons - spacer15
Uli Simons - spacer15   Uli Simons - spacer15
Werbung

spacer 30

Ulis Nachschlag

"Journalismus heißt, etwas zu drucken, von dem jemand will, dass es nicht gedruckt wird. Alles andere ist Public Relations."
George Orwell
spacer 30
Ein Stichwort reicht:
VOLLTEXTSUCHE
im gesamten Bestand
spacer 30

Ulrich Simons

Ulrich Simons
Fotojournalist (seit 1976)
Redakteur (1987 bis 2019)
Letzter Blogger vor der Grenze (ab 2019)

spacer 30
spacer15
INHALT
spacer 15

Aktueller Monat

 
Archiv 2025 Archiv 2024
spacer 15
Archiv 2023 Archiv 2022
spacer 15
Archiv 2021 Archiv 2020
spacer 15
Archiv 2019 und früher
 
SPEZIAL Parkzone U
spacer 15
SPEZIAL Fundsachen
spacer 15
spacer 30

Datenschutz

Copyright/Impressum

HOME

eMail senden

spacer 30
spacer 15

Herzlichen Dank für Ihr Interesse.
Sie sind Besucher Nummer

Besucherzaehler

seit dem 03. September 2019

spacer 15
spacer 30
spacer 15

Web-Tipp

Buschtunnel Aachen-Ronheide

www.buschtunnel.de

Bester Internet-Beitrag
des Jahres 2007 im
DB-Journalistenwettbewerb

spacer 15
spacer 30
spacer 15

Web-Tipp

Ulrich Simons - Alpentrio

www.simages.de

Unfassbare Bilder
aus mehr als 30 Jahren

spacer 15
spacer 30
spacer 15

Werbung

 

 

CO"in der Aahener Luft

Alles wird besser in Aachen, nur der (Auto-)Verkehr nicht. Sagt die Stadt und liefert seltsam widersprüchliche Zahlen. Denn obwohl die Grafik für den Verkehrssektor (hellblau) in den vergangenen 40 Jahren einen Rückgang der CO2-Emissionen von 418.000 auf 370.000 Tonnen (also um 48.000 Tonnen) vermeldet, behauptet die Stadt an anderer Stelle, die Emissionen hätten zwischen 1990 und 2023 um 17.000 Tonnen zugenommen. Dabei gibt es zu dem Thema überhaupt keine aktuellen Zahlen. // Grafik: Stadt Aachen

 

18. Dezember 2024

Umweltpolitik im Spannungsfeld
zwischen Wissenschaft und Ideologie

Kann Spuren von Kommentierung enthalten

Schummelt die Stadt bei ihrer CO2-Bilanz? In einer Pressekonferenz am 10. Dezember bekam der Autoverkehr mal wieder schwer einen drüber. Während in den Bereichen Haushalt, Gewerbe und Industrie die CO2-Belastung in den vergangenen 40 Jahren angeblich rückläufig war, habe sie im Bereich Verkehr um 17.000 Tonnen zugenommen. Behauptete die Stadt.

Seltsam nur: In der Vorlage der Verwaltung für den Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz am 5. November war auf Seite 5 noch von einem Rückgang um 48.000 Tonnen zwischen 1990 (Jahreswert 418.000 t) und 2023 (Jahreswert 370.000 t) die Rede gewesen.

Nicht alle anwesenden Journalisten wurden da hellhörig, aber ich habe mal nachgefragt, wie das zusammenpasst.

Heute meldeten sich Dr. Daniel Kelterbaum, Abteilungsleiter für Immissions- und Klimaschutz (FB 36/700)Stadt Aachen, und sein Kollege Jochen Lowis, Klimaschutzmanager in Diensten der Stadt mit dem Versuch einer Erklärung.

 

Exakte Daten für Aachen gibt es gar nicht

Erstes Eingeständnis der Klima-Experten: "In der jährlich erstellten Klimastatistik sind exakte Daten für Aachen nicht leistbar." Denn es sind keine gemessenen, sondern nur errechnete Werte, die anhand komplizierter Modelle aus bundesweiten Daten extrahiert werden.

Das Zauberwort dazu heißt "BISKO". "BISKO" steht für "Bilanzierungs-Systematik Kommunal", und es handelt sich - laut Untertitel - um "Empfehlungen zur Methodik der kommunalen Treibhausgasbilanzierung für den Energie- und Verkehrssektor in Deutschland". (Das Verfahren wurde in der Vorlage für den Umweltausschuss am 27. September erläutert. Weitere Infos finden Sie u.a. im Methodenpapier aus dem Jahr 2019 ab Seite 19 und im Endbericht von 2020.)

Wichtige Datenlieferanten in ihrem Kampf für saubere Luft finden die Aachener Experten in Heidelberg. Dort residiert das "ifeu-Instiitut für Energie- und Umweltforschung".

Zitat aus dessen Website: "Das ifeu forscht und berät weltweit zu allen wichtigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Es zählt mit über 40-jähriger Erfahrung zu den bedeutenden ökologisch ausgerichteten Forschungsinstituten in Deutschland."

Die "ökologisch ausgerichtete" Organisation, die auch rund um Aachen den Verkehr auf Autobahnen und Bundesstraßen zählt, ist nicht unumstritten. Die durchschnittliche Bewertung bei Google liegt bei 3,0 von fünf Sternen. Aktuelle Kritiken:

"Manipulative und nicht wissenschaftliche 'Meinungsäußerungen' werden als Studien verkauft. Purer Lobbyismus im Auftrag des UBA." (Anm.: UBA ist das Umwelt-Bundesamt.)

"Erstellt m.E. Ideologie-getriebene Gutachten auf minimalst wissenschaftlicher Basis. Weiter so, das erzeugt Vertrauen."

"Auftragsforschung mit minimaler wissenschaftlicher Basis für das Umweltministerium."

"Gehört wahrscheinlich zur Deindustrialisierungslobby in Deutschland."

 

"Verkehr" war 1990 anders definiert als heute

Außerdem, so die Aachener Experten Dr. Daniel Kelterbaum und Jochen Lowis, sei der Begriff "Verkehr" in der Statistik aus dem Jahr 1990 ein anderer als der für das Jahr 2023. Im Wert von 1990 seien auch noch die Verkehrsanteile des Luftverkehrs (Anm.: Luftverkehr in Aachen? Was ist mit den Schiffen??) und der Deutschen Bahn enthalten gewesen.

Inzwischen sei es jedoch möglich, den CO2-Anteil des Autoverkehrs anhand des Energieverbrauches von Benzin, Diesel und Strom aus dem ganzen Paket herauszurechnen.

Den Kfz-Bestand liefere präzise die Zulassungsbehörde, was natürlich noch nichts über die Anzahl der gefahrenen Kilometer aussage. Hier komme wieder das ifeu-Institut ins Spiel, das den Verkehr auch auf den um Aachen herumführenden Autobahnabschnitten und Bundesstraßen im Blick habe.

Generell gelte aber: "Gerade der Verkehrssektor ist mit vielen Unsicherheiten behaftet." Die liegen in der vorliegenden Aachener Auswertung im Verkehrssektor bei rund fünf Prozent.

 

Energieträger

Interessantes Detail: Die (für Aachen errechneten) CO2-Emissionswerte bei Diesel und Benzin (blau) sind in der Summe in den vergangenen 40 Jahren in etwa konstant geblieben, haben sich nur deutlich in Richtung Diesel verlagert. Überraschend ist dieser Wandel nicht: Noch vor zehn Jahren hat man Autokäufern die heute verteufelten "Diesel-Stinker" wärmstens empfohlen, weil diese Motoren weniger CO2 ausstoßen als ein Benziner. Trotzdem sind nach Angaben der Stadt die CO2-Werte im Verkehrssektor weiter gestiegen. // Grafik: Stadt Aachen

 

Einfach wäre es, wenn alle in Aachen zugelassenen Fahrzeuge auch nur in Aachen bewegt würden. Das wäre dann so genannter "Binnenverkehr" innerhalb eines bestimmten Raumes.

Es gibt aber auch noch Berufspendler, Quell- und Zielverkehre (umgangssprachlich: raus und rein) und vor allem den ganzen Transitverkehr mit einem hohen LKW-Anteil (und entsprechenden Emissionen) auf den Autobahnen im Norden und Osten Aachens, wo die Stadt überhaupt keinen Einfluss hat.

Ein Trend sei jedenfalls: Immer mehr Autos erzeugen einen immer höheren Kraftstoffverbrauch, und obwohl die Verbrauchswerte der einzelnen Kfz seit 1990 kontinuierlich zurückgegangen sind, machten die gestiegenen Zulassungszahlen die Einsparungen wieder wett.

 

Sind 1 Prozent schon ein "Problem"?

Und weshalb waren die CO2-Werte in der Vorlage für den Umweltausschuss um 48.000 Tonnen günstiger als jetzt vermeldet? Da habe man sich wohl verrechnet, das müsse man demnächst genauer darstellen und sorgfältiger angehen, räumen die beiden Experten leicht zerknirscht ein.

Das dürfte im Moment etwas schwierig sein, denn kommunale Daten zu dem Thema liegen überhaupt nicht vor, und die belastbaren bundesdeutschen Zahlen für 2023 kommen nach Angaben der Stadt erst im Herbst 2025.

Meine beiden Gesprächspartner starten einen letzten Rettungsversuch: Die von der Stadt angeführte und von mir hinterfragte Steigerung von 17.000 Tonnen CO2 gegenüber dem Referenzjahr 1990 mache - bezogen auf die gesamten CO2-Emissionen der Stadt im Jahr 2023 (wie auch immer sich der Wert von 1.594.000 Tonnen zusammensetzt) - einen Anteil von lediglich 1,06 Prozent aus.

Diesen Wert dann aber als "Problem" zu bezeichnen und als Begründung für die Notwendigkeit weiterer "Transformationen" im Verkehrsbereich heranzuziehen, entbehrt jeder vernünftigen Grundlage.

Das ist keine Wissenschaft.

Das ist Ideologie.

Manche nennen es auch einfach Humbug.

 

P.S.: Deutschlands Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen liegt bei rund zwei Prozent.

 

Alle Texte und Bilder auf dieser Seite sind urheberrechtlich geschützt.

Eine Weitergabe des Links auf diese Seite ist ausdrücklich erwünscht.

 

© Ulrich Simons
Redakteur (1987-2019) - Fotojournalist - Blogger

Uli Simons - spacer15
Uli Simons - spacer15