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Ulrich Simons

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Fotojournalist (seit 1976)
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Treibhausgasemissionen in Aachen

Etwas irreführend: Da die Gesamtmenge der CO2-Emissionen in den vergangenen 40 Jahren um 39 Prozent zurückgegangen ist, hätte die rechte "Torte" kleiner sein müssen als die linke. So sieht es aus, als hätte sich die gleiche Menge wie 1990 nur anders verteilt. // Grafik: Stadt Aachen

 

10. Dezember 2024

Immer weniger CO2:
Aachen auf dem Weg zum Luftkurort?

"Mach mal das Fenster auf und lass frische Luft rein!" Sagt man oft und denkt sich nichts dabei. Doch die Chancen, dass tatsächlich eine frische Brise ins Zimmer hineinweht, sind in den vergangenen 40 Jahren deutlich gestiegen. Denn in der Aachener Luft ist immer weniger CO2. In einer Pressekonferenz zog die Stadt am Dienstag ein ermutigendes Zwischenergebnis. "Zwischen" u.a. deshalb, weil man Aachen wohl nie ganz CO2-frei bekommen wird. Was nicht zuletzt und vor allem an den Aachenern selber liegt.

Zum Stichtag 31. Dezember 2023 hatte die Stadt 252.769 Einwohnerinnen und Einwohner. Bei sitzender Tätigkeit produziert jeder von ihnen beim Ausatmen pro Tag ein Kilogramm CO2. Je nach Arbeit kann der Wert bis zum Faktor acht hochgehen.

Das ergibt im Jahr mindestens 92.260.685 Kilogramm CO2 bzw. 92.261 Tonnen bzw. (in der Sprache der oben stehenden Grafik) 92,2 Tsd. t. Aber deswegen die Aachener abschaffen?

 

Die Zwischenbilanz der Stadt im Wortlaut:

Ein Blick auf die Aachener CO2-Bilanz zeigt: Die Anstrengungen lohnen sich. Sagt die Verwaltung, Seit dem Referenzjahr 1990 sinken die Emissionen kontinuierlich, auch wenn in einigen Bereichen noch höhere Einsparpotentiale schlummern, die dringend realisiert werden müssen – auch, um dem Ziel der Klimaneutralität bis 2030 so nah wie möglich zu kommen.

Aachens Oberbürger*innenmeister*in Sibylle Keupen sieht die Stadt auf einem guten Weg:

„Ein Blick auf unsere CO2-Bilanz zeigt, dass wir schon einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität geschafft haben. Es zeigt, was möglich ist, wenn wir als Stadtgesellschaft zusammenhalten. So haben wir beispielsweise mit 150 Unterzeichner*innen des Klimastadtvertrags und dem Mission Label der EU bereits Meilensteine erreicht, die Aachen als Vorreiter für den klimafreundlichen Wandel auszeichnen.

Doch wir sind noch lange nicht am Ziel. Gemeinsam – Bürger*innen, Unternehmen, Initiativen und Stadtverwaltung – können wir ein zukunftssicheres, lebenswertes und sauberes Aachen schaffen. Jede Maßnahme bringt uns näher an unser Ziel. Klimaneutralität ist unsere Chance, für heutige und künftige Generationen eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.“

Heiko Thomas, Beigeordneter für Klima und Umwelt, Stadtbetrieb und Gebäude, ergänzt:

„Aachen wurde von der EU als Teilnehmerin der Mission ‚Klimaneutralität 2030‘ ausgewählt und verwendet voller Überzeugung alle kommunale Kraft darauf, das EU-Ziel zu erreichen. Denn: Das Missionsziel, dem sich insgesamt 100 europäische Städte stellen, folgt wissenschaftlichen Erkenntnissen, die schnellstmögliches Handeln erfordern. Nach heutiger Einschätzung wird Aachen das Ziel 2030 in einigen Sektoren, wie dem Wärmebereich, nicht erreichen können. Im Strombereich hingegen schon! Das stärkt die Stadt Aachen weiterhin alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen und so ihrer Vorbildfunktion in Deutschland und Europa auch in Zukunft gerecht zu werden.“

Dr. Carin Jansen, Leiterin der Geschäftsstelle „Klimaneutrales Aachen 2030“ bei altbau plus e. V. hebt die Bedeutung der Stadtgesellschaft hervor:

„Klimaneutralität ist eine Mammutaufgabe. Das kann nicht nur durch die Stadtverwaltung alleine erreicht werden. Deshalb ist der Klimastadtvertrag eine große Chance für uns, da sich hierdurch auch Partner*innen aus Industrie und Wirtschaft selbstverpflichten. Wir sind sehr stolz, dass wir vor wenigen Tagen die Marke der 150 Unterzeichner*innen erreichen konnten. Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, brauchen wir die gesamte Stadtgesellschaft. Wir arbeiten daher daran, dass wir bald auch einzelne Bürger*innen in den Vertrag aufnehmen können.“

 

Berechnet, nicht gemessen: BISKO oder STAWAG-Strommix

Seit 1993 wird regelmäßig, seit 2010 jährlich, eine CO2-Bilanz für die Stadt Aachen erstellt. Als Basisjahr wurde das internationale Referenzjahr 1990 ausgewählt. Für die Bilanzierung der CO2-Emissionen werden bundesweit unterschiedliche Verfahren eingesetzt.

Als Standardverfahren hat sich das sogenannte BISKO-Verfahren etabliert, das neben den Emissionen durch örtlich gut mess- oder abschätzbare Energieträger, zum Beispiel Gas, Öl, Fernwärme, für den Stromsektor davon ausgeht, dass überall dort, wo Netzstrom eingesetzt beziehungsweise verbraucht wird, dieser bei den Emissionen dem „Bundesmix“ der Energieträger entspricht.

Bei der Bilanzierung der CO2-Emissionen für die EU-Mission „100 Climate Neutral and Smart Cities“ wird der Stromsektor, abweichend vom BISKO-Standard, in drei Bereiche differenziert:

  • lokal erzeugter Strom auf Basis von Wind, Photovoltaik etc.,
  • von der STAWAG in Aachen vermarkteter und sehr CO2-armer Strom, der das langjährige Investment der STAWAG in den Ausbau der erneuerbaren Energien würdigt,
  • Strom von Drittanbietern, die in Aachen Kunden versorgen; für diesen Strom wird mangels differenzierter Informationen vom Bundesmix ausgegangen.

Diese Bilanzierungsmethode macht also das städtische Engagement sicht- und messbar und würdigt darüber hinaus das frühzeitige Engagement der STAWAG, bundesweit in erneuerbare Energieprojekte zu investieren.

 

Einsparziel leicht verfehlt

„Der Energieverbrauch der Stadt ist seit 1990 um 25 Prozent gesunken“, so der Leiter des Fachbereichs Klima und Umwelt, Klaus Meiners positiv, der aber auch eingestehen muss: „Insbesondere in den Sektoren Wärme und Mobilität werden die Effizienz- und Sparpotentiale nur langsam und in nicht ausreichendem Maße gehoben.“ Die Aachener CO2-Emissionen sinken also weiter, bleiben aber hinter den beschlossenen Zielen zurück.

Gegenüber dem Basisjahr 1990 liegt die Einsparung nach BISKO-Bilanz heute bei 39 Prozent. Bei Berücksichtigung des lokal erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien und des „STAWAG-Strommixes“ erhöht sich die Einsparung auf 46 Prozent. Die mittlere jährliche Einsparung hat sich dabei in den zurückliegenden vier Jahren erkennbar auf rund drei Prozent erhöht.

Dabei spielen natürlich auch Einflüsse wie die Corona-Krise oder der Ukrainekrieg eine Rolle. Aber der deutlich verbesserte Emissionsfaktor im Stromsektor durch den Ausbau erneuerbarer Energien hat einen maßgeblichen Anteil an der Reduktion.

Der Anteil an erneuerbaren Energien an der lokalen Stromerzeugung betrug im Jahr 2023 16 Prozent – für eine Großstadt ein guter Wert, der aber noch gesteigert werden kann. Den höchsten Beitrag steuert schon heute mit 111 Gigawattstunden die Windenergie bei.

Die absolute CO2-Einsparung im Jahr 2023 gegenüber 2022 liegt nach der BISKO-Betrachtung bei 102.000 Tonnen. Das im Klimaschutzkonzept von 2020 (IKSK) verankerte durchschnittliche CO2-Einsparziel von durchschnittlich 77.000 Tonnen pro Jahr wurde für den Zeitraum 2019 bis 2023 im Mittel leicht verfehlt: Pro Jahr wurden für die letzten vier Jahre etwa 73.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

 

Im Stromsektor wurden 51 Prozent CO2-Emissionen eingespart

Die höchste relative Absenkung der Emissionen seit 1990 erfolgte im Stromsektor: 51 Prozent nach der BISKO-Methode und sogar 71 Prozent bei der Berechnung nach dem Aachener Strommix. Dies sind 473.000 Tonnen beziehungsweise 656.000 Tonnen eingespartes CO2.

Im Bereich Wärme, bei den Einsparungen auf Platz zwei, wurden 548.000 Tonnen eingespart.

Diese guten Ergebnisse werden nach Angaben der Stadt leider getrübt durch den Verkehrssektor: Hier wurden angeblich im Vergleich zu 1990 sogar 17.000 Tonnen mehr ausgestoßen.

Allerdings liegen hier keine kommunalen Daten vor, und die belastbaren bundesdeutschen Zahlen für 2023 kommen erst im Herbst 2025. Sagt die Stadt.

Meiners bilanziert: „Das Ziel für den Stromsektor ist, die Klimaneutralität 2030 zu erreichen. Dies wäre ein großer Fortschritt, vor allem da der Strombedarf wächst. Die Zahlen und unser Bestreben zeigen, dass wir das Ziel der Klimaneutralität als Stadtverwaltung absolut ernst nehmen.“

 

Was stimmt denn nun?

Das Zitat in der Spalte nebenan mit der angeblichen Zunahme um 17 Tsd. t steht in krassem Gegensatz zur Vorlage der Verwaltung für den Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz am 5. November.

In der Grafik der Verwaltung auf Seite 5, die Sie auch oben auf dieser Seite sehen, ist im Bereich Verkehr für 1990 ein Wert von 418 Tsd. t und für 2023 eine Wert von 370 Tsd. t CO2 angegeben. Damit wäre der Wert nicht gestiegen, sondern um 48 Tsd. t zurückgegangen.

Da es (siehe links) weder kommunale noch belastbare bundesdeutsche Zahlen gibt, stellt sich ohnehin die Frage, wie diese Werte zustandekommen.

 

Gebäudesanierungen und der Ausbau erneuerbarer Energien

Die Stadt Aachen hat in den vergangenen Jahren mittels Förderprogrammen massiv in den Ausbau der Solarenergie und in die Sanierung von Gebäuden investiert. Zwischen Herbst 2020 und Jahresende 2023 sind 2842 Förderanträge für Photovoltaikanlagen, Speicher, Steckersolargeräte, solarthermische Anlagen, oder die Umrüstung von so genannten Post-EEG-Anlagen (Anlagen, die nach 20 Jahren Förderperiode keine lukrative Anschlussvergütung mehr erhalten) eingereicht worden.

Zu einem kleinen Anteil flossen auch Fördermittel in Nachbarschaftsfeste, bei denen sich Interessierte aus erster Hand und von Fachleuten über Photovoltaik informieren konnten, um sie so von der Technik zu überzeugen.

Insgesamt sind so rund 3,9 Millionen Euro Fördermittel geflossen und die Zahl der Anträge ist von 439 im Jahr 2021 auf 1.390 im Jahr 2023 stark gestiegen. Die Gesamtinvestition der geförderten Projekte belief sich auf rund 45 Millionen Euro – eine Summe, von der auch das Aachener Handwerk profitiert hat.

Alleine in den Jahren 2022 und 2023 wurden 1147 Steckersolaranlagen gefördert. Diese Förderung ist mittlerweile ausgelaufen. Nun wird der Förderfokus auf Gewerbeimmobilien und Mehrfamilienhäuser gelegt, da der Zuwachs in diesen beiden Bereichen noch relativ gering ist.

Auch bei der energetischen Gebäudesanierung wurde kräftig gefördert: Von Mai 2021 bis Oktober 2024 gingen insgesamt 1186 Förderanträge beim Fachbereich Klima und Umwelt ein und eine Fördersumme von über sechs Millionen Euro kam zusammen. Die Gesamtinvestition der geförderten Projekte lag hier bei rund 62 Millionen Euro.

 

Mehr Windenergie durch erleichterte Genehmigungsverfahren

Und auch bei der Windenergie ist das Ende noch nicht erreicht: In den kommenden Jahren rechnet die Stadt mit neuen Anlagen, da diese mittlerweile auch außerhalb von nicht eigens dafür definierten Gebieten beantragt und genehmigt werden können. Außerdem ist das so genannte Repowering eine Möglichkeit, die Leistung alter Anlagen zu verbessern und so mehr Energie bei einer gleichbleibenden Anzahl von Windkraftanlagen zu produzieren.

Klaus Meiners zeigt sich begeistert von dem Zuwachs an erneuerbaren Energien: „Hier ist es wichtig zu betonen, dass erneuerbare Energien auch unsere Unabhängigkeit stärken. Dies ist in der derzeitigen weltpolitischen Lage besonders wichtig, da dezentrale Energie- und Speichersysteme krisenfest sind. Außerdem sind nachhaltige Energieanlagen ein Standortfaktor für die Industrie.“

Bei der kommunalen Wärmeplanung geht die Stadt ebenfalls weiter voran: Ein erster Entwurf der kommunalen Wärmeplanung wird seit diesem Monat (Dezember 2024) in den politischen Gremien beraten und soll im Sommer 2025 im Rat der Stadt Aachen beschlossen werden. Vorab wird es auch noch eine Bürger*innenbeteiligung geben.

Diese kommunale Wärmeplanung für Aachen steckt den Rahmen für eine klimaneutrale, sichere und wirtschaftliche Wärmeversorgung der Zukunft ab und zeigt, welche Möglichkeiten einer klimaneutralen Wärmeversorgung sich in welchem Stadtgebiet ausschöpfen oder erschließen lassen – Fernwärme, Geothermie oder Wärmepumpe etwa.

„Die Reduzierung von CO2-Emissionen ist nicht nur gut für das Klima, sondern auch für unsere Stadt!“, hebt Thomas hervor. „Dadurch verbessert sich die Aachener Lebensqualität, und wir heben uns abermals als Wissenschafts- und Forschungsstandort hervor.“

 

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© Ulrich Simons
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