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Ulrich Simons

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Fotojournalist (seit 1976)
Redakteur (1987 bis 2019)
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Nationaldenkmal Esskastanie Vaalserquartier

Auch der Herbst hat seinen Reiz, erlaubt er doch einen vom Laub ungestörten Blick auf die großartigen Verästelungen des dendrologischen Juwels. // Foto: Ulrich Simons

 

25. Oktober 2024

Festakt mit nassen Füßen:
Ess-Kastanie ist jetzt Nationalerbe

Nasses, knöcheltiefes Gras und Schafsköttel in Hanglage: In eher ungewöhnlicher Umgebung traf sich am Freitagmittag im Stadtteil Vaalserquartier eine handverlesene Gesellschaft, um eine wahre Rarität quasi in den Adelsstand zu erheben: Mit der laufenden Nummer 43 wurde die dort seit geschätzten rund 450 Jahren ansässige riesige Ess-Kastanie zum Nationalerbe-Baum ausgerufen.

 

Nationaldenkmal Esskastanie Vaalserquartier

Festakt im ziemlich kleinen Kreise: Das sensible Umfeld der Uralt-Ess-Kastanie ließ eine größere Gästeschar bei der Ausrufung als Nationalerbe-Baum nicht zu. // Foto: Ulrich Simons

 

Die Altersangabe muss ein Stückweit Spekulation bleiben, andere Quellen gehen von einem Alter des Baumes zwischen 300 und 800 Jahren aus.

Prof. Dr. Andreas Roloff von der TU Dresden, Leiter des Kuratoriums Nationalerbe-Bäume in der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, erläuterte in einer Art Open-Air-Einführungs-Vorlesung unter anderem die Schwierigkeiten bei der Altersbestimmung solcher Prachtexemplare.

 

Die Tricks bei der Altersangabe

So gebe es als "tausendjährige Eichen" verehrte Bäume, verriet er, die nur wenige hundert Jahre alt seien. Der Trick bei dieser Art von Zählung: Wenn ein in die Jahre gekommender Baum vom Blitz getroffen oder vom Sturm geknickt wurde und anschließend neu austreibt, beginnt man die Zählung nicht wieder von vorne, sondern lässt die Uhr einfach weiterlaufen. So kommt man zu schönen Impulsen für den lokalen Fremdenverkehr.

 

Nationaldenkmal Esskastanie Vaalserquartier

Prof. Dr. Andreas Roloff von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft gab vor geladenen Gästen eine kurzweilige "Open-Air-Einführungs-Vorlesung" zur Geschichte des neuen Nationalerbe-Baumes. // Foto: Ulrich Simons

 

Für Andreas Roloff, der durch einen Tipp auf die Ess-Kastanie am Rande der Stadt aufmerksam geworden war, war es Liebe auf den ersten Blick. "Wenn man den Baum zum ersten Mal sieht, verschlägt es einem die Sprache." Auch mit dem Eigentümer - der Stadt Aachen - war er sich schnell einig.

So wurde die Aachener Ess-Kastanie nicht nur Nationalerbe-Baum, in Zukunft soll zudem ein kleiner Fußweg durch die Schafweide den Zutritt zumindest bis in die Nähe des Baumes und zur am Freitag enthüllten Hinweistafel ermöglichen.

 

Wie das Gesicht eines alten Menschen

Eine Höhe von 18 Metern und ein Stammumfang von 8,04 Metern (in 1,3 Metern Höhe) waren eindrucksvolle Eckdaten.

Noch größer wurde des Professors Begeisterung bei näherer Betrachtung: Wie im Gesicht eines alten Menschen habe der Zahn der Zeit auch am Baum genagt. "Blitzeinschläge, Stürme und Astabbrüche haben ihn gezeichnet, doch er strotzt mit seinen Rissen, Beulen und Höhlungen vor Vitalität. Der Baum hat allem standgehalten, bietet darüberhinaus zahlreichen Tieren und Pflanzen eine Wohnung und hin und wieder auch den Schafen eine Schlafstätte im Hohlraum am Stammfuß."

 

Nationaldenkmal Esskastanie Vaalserquartier

Man müsste nochmal im Frühjahr vorbeikommen. Der Baum war bereits Anfang Oktober erntereif, und an der reichen Ausbeute an Esskastanien erfreuten sich unter anderem die Eichhörnchen. In früheren Zeiten dienten die nahrhaften Früchte auch als schmackhaftes Nahrungsmittel für Mensch und Tier, besonders in Jahren mit schlechter Getreideernte. // Foto: Ulrich Simons

 

Dass gerade eine Ess-Kastanie als Nationalerbe-Baum auserkoren wird, ist kein Zufall: Diese Baumart ist besonders robust und weniger anfällig gegenüber extremen Wetterereignissen wie heißen Trockenperioden, weshalb die Esskastanie auch als "Klimabaum" bezeichnet wird.

 

Wichtiges Grundnahrungsmittel

Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum kommend, ist die Ess-Kastanie schon seit langer Zeit in Deutschland verbreitet und heimisch - besonders im Westen Deutschlands. Die essbaren Kastanien des Baumes dienten lange als wichtiges Grundnahrungsmittel, vor allem in Zeiten von Getreidemissernten.

Botanisch ist die Baumart den Buchengewächsen zuzuordnen, sie hat eine Lebenserwartung von 500 bis 1000 Jahren, und die Erntezeit der Nussfrüchte geht von Ende September bis Anfang Oktober. Wenn diese von den Bäumen fallen, sind sie auch gefundenes Fressen für Wildschweine und Eichhömchen.

 

Nationaldenkmal Esskastanie Vaalserquartier

Risse, Beulen und Höhlungen: Die Spuren der Zeit am Fuß des Stammes Schade, dass der Baum nicht reden kann. // Foto: Ulrich Simons

 

Mit einer launigen Begrüßung hatte zuvor Oberbürger*innenmeister*in Sibylle Keupen mehrfach für Heiterkeit gesorgt: Beispiele, gewissermaßen ein "Best of Billa":

"Wow!!!"

Auf die Frage, was ihr durch den Kopf gegangen sei, als sie von der Auszeichnung des Baumes erfuhr. (Anm.: Möglich, mit der Würde des Amtes absolut vereinbar und in Aachen als Ausdruck höchster Begeisterung durchaus salonfähig wären auch "Saukäs!" oder "Leggesamasch!" gewesen.)

 

"Die gibt es auch warm in der Nähe des Rathauses."

Zur Esskastanie/Marone als solcher und im Besonderen als bewährte Winternahrung in der Fußgängerzone Großkölnstraße.

 

"Da bekommt man keine fettigen Finger von."

Die unbestreitbaren Vorzüge von Maronen gegenüber Reibekuchen, Fritten oder Rostbratwurst aus dem Schälchen, die es demnächst wieder beim Weihnachtsmarkt gibt.

 

"Ich habe eine ganz innige Beziehung zur Ess-Kastanie.
Wir haben auch eine im Garten."

Leider aber nicht so alt und nicht so groß wie die in Vaalserquartier. Andererseits gut, wenn man nicht so viele Touristen hinterm Haus haben möchte.

 

Nationaldenkmal Esskastanie Vaalserquartier

Aachen hat eine neue Sehenswürdigkeit und Sie vielleicht ein Ziel für ihren nächsten Sonntagsausflug. Der Baum steht an den GPS-Koordinaten N 50.768166, O 6.034851 oder einfacher: Der im Text erwähnte kleine Weg durch die Wiesen beginnt an der Ecke Alte Vaalser Straße / Schmiedgasse. // Foto: Ulrich Simons

 

Prof. Dr. Andreas Roloffs Forschungsergebnisse zur alten Ess-Kastanie in Vaalserquartier: hier

 

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© Ulrich Simons
Redakteur (1987-2019) - Fotojournalist - Blogger

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