
Bruchbude im Grünen. Das ehemals von den belgischen Streitkräften genutzte Haus unterhalb des Richtfunkmastes an Kronprinzenrast im Aachener Wald soll ab nächste Woche abgerissen werden. // Foto: Ulrich Simons |
22. Oktober 2023
Kronprinzenrast:
Stadt holt sich ein Stück Wald zurück
Ich warte eigentlich nur noch drauf, dass sich knarrend irgendwo eine Tür öffnet und die Hexe mit einer Lebkuchenplatte unterm Arm heraustritt. Hänsel und Gretel, Sie erinnern sich ...
Die Hütte sieht aber wirklich gruselig aus. Maschendrahtzaun, Nato-Stacheldraht obendrauf, Teile des Dachs und der hölzernen Fassade sind bereits eingefallen, die Fenster stehen sperrangelweit offen. Wären sie geschlossen, würde das auch nicht viel Unterschied machen: In den meisten von ihnen fehlt das Glas.
Viel mehr ist nicht zu erkennen hinter dem wilden Gestrüpp und Grünzeug, das sich im Laufe der Jahre auf dem Grundstück breitgemacht hat. Doch der Spuk hat bald ein Ende: Das baufällige und einsturzgefährdete Gebäude neben dem Richtfunkturm Kronprinzenrast nahe dem Karlshöher Hochweg wird in den nächsten Wochen abgerissen.
Der Rückbau beginnt in der kommenden Woche und soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Da werden sich viele große und kleine Tiere wohl ein neues Zuhause suchen müssen. Man mag sich nicht vostellen, was im Inneren der Bruchbude alles herumwimmelt. Im Anschluss daran wird die Fläche renaturiert.
Das Grundstück, auf dem die Sendeanlage steht, und das Gebäude gehören der Stadt Aachen. Das Grundstück ist samt Sendeanlage an Mobilfunkbetreiber Telefonica verpachtet.
Geschätzte Kosten: 150.000 Euro
Der Abriss erfolgt im Auftrag und auf Kosten des Fachbereichs Immobilienmanagement der Stadt Aachen. Das Gebäudemanagement und der Fachbereich Klima und Umwelt kümmern sich in enger Kooperation um den konkreten Abriss und die daran anschließende Renaturierung der Fläche.
Die Stadt hatte das Grundstück mit der Sendeanlage im Jahr 2004 von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) übertragen bekommen. Die Fläche wurde früher von den belgischen Streitkräften genutzt.
Der Wohnungs- und Liegenschaftsauschuss hatte dem Abriss des Gebäudes und der zukünftigen Waldnutzung im Sommer 2021 zugestimmt. Damals schätzte die Verwaltung die Kosten auf rund 150.000 Euro.
Namensgeber des Ortes im Aachener Wald war übrigens der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere "99-Tage-Kaiser", der 1888 für wenige Monate auf den deutschen Kaiserthron kam. Auf einer Reise nach Monschau machte er am 3. Juli 1883 im Aachener Wald Rast.
Damals konnte er noch den freien Blick auf Aachen im Talkessel genießen - heute ist alles längst zugewachsen. Der Ort - und damit auch die kleine Sendeanlage - wurden später nach ihm benannt. Der kleine Hügel, auf dem der Kronprinz pausierte, dient Mountainbikern heute als Rampe für gewagte Auf- und Abfahrten.
Wie es weitergeht: die Abrissplanung
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