
Leider kein Bild mit Seltenheitswert: Textiler Wildwuchs an den Altkleidercontainern auf dem P+R-Parkplatz an der Hermann-Löns-Allee. // Foto: Ulrich Simons |
17. Oktober 2023
Hangeweiher: P+R tritt auf der Stelle,
aber die Müllkippe macht Fortschritte
Sie reden und reden und nichts wird fertig: Lust for Life, Adalbertstraße und Salierallee, das Büchel-Gelände, die Bismarckstraße, der zweite Bauabschnitt der Lütticher Straße, der Radentscheid-konforme Umbau der Hohenstaufenallee, die überfällige Bewohnerparkzone U im Aachener Westen, die Premium-Baustelle Jakobstraße oder der Südeingang des Aachener Hauptbahnhofs, an dem seit 30 Jahren herumgebastelt wird und der jetzt erst einmal auf Eis gelegt werden soll - Stillstand auf allen Kanälen.
Selbst Peanuts wie den P+R-Parkplatz am Hangeweiher bekommen Aachens Verkehrsplaner seit mehr als drei Jahren nicht hin. Das einzige, was in der Zwischenzeit passiert ist: Die fünf Kleidercontainer sind von der Einfahrt zur Ausfahrt umgesetzt worden mit dem Ergebnis, dass der Parkplatz jetzt zwei Schmutzecken hat statt früher nur eine.
Die Textilien auf dem Foto oben, inzwischen vom Regen durchweicht, wurden am Donnerstag abgeholt. Wenige Tage später lag neues Gerümpel da, unter anderem zwei Pakete mit Erwachsenen-Windeln. Die gute Nachricht: Sie waren unbenutzt.
Unerklärlich lange Geschichte
Vor mehr als drei Jahren, am 24. September 2020, tauchte das Thema erstmals in einer Sitzungsvorlage für den Mobilitätsausschuss auf. Knapp zehn Monate vorher, am 2. November 2019, hatte ich das Areal hier erstmals als P+R-Geheimtipp ins Gespräch gebracht.
Wenig überraschend nahm die Vorlage der Verwaltung, in der Sitzung ergänzt um einige sinnvolle Verbesserungsvorschläge (Beleuchtung, Notruf, Toilette, Aufnahme in das Parkleitsystem) einstimmig die erste politische Hürde und wurde zuständigkeitshalber an die Bezirksvertretung Aachen-Mitte verwiesen.
Aachens oberster Verkehrsplaner Uwe Müller freute sich: Schon Anfang November könne das Projekt starten und damit gleich zum Weihnachtsmarkt seine erste Bewährungsprobe bestehen.
Am 7. Oktober 2020 folgt die Bezirksvertretung Aachen-Mitte der Empfehlung des Mobilitätsausschusses vom 24. September 2020 und beschließt einstimmig:
„Der Mobilitätsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis und beschließt die Einrichtung des P+R-Parkplatzes an der Hermann-Löns-Allee und eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit. Zusätzlich beschließt er die Einrichtung einer dynamischen Information zu den aktuellen freien Parkplätzen und Echtzeitabfahrtzeiten der nächsten Busse Richtung Innenstadt.“
Dann kam Corona.
Hochfliegende Pläne - nichts passiert
Ein Jahr später ist in der Sache nicht viel Neues zu vermelden. Corona hat im Jahr 2021 so ziemlich alles lahmgelegt, und zum Jahreswechsel 2021/2022 geistert der P+R-Parkplatz immer noch durch die Ausschüsse.
Neue Ideen und Wünsche sind hinzugekommen. In der Vorlage für den Sportausschuss (16. Dezember 2021) und den Mobilitätsausschuss (20. Januar 2022) heißt es:
"Im Rahmen der geplanten Evaluation des gesamtstädtischen P+R-Angebotes ist geplant, die P+R-Plätze in der Stadt Aachen mit einer Videodetektion nachzurüsten. Ein entsprechender Einplanungsantrag beim Nahverkehr Rheinland wurde gestellt und bewilligt. Eine Umsetzung wird im Zusammenhang mit der beabsichtigten Beleuchtung des Parkplatzes angestrebt, die für das Jahr 2022 vorgesehen ist.
Neben der Beleuchtung und Videodetektion soll auch eine weitere Aufwertung des Parkplatzes z.B. durch einen Ausbau in Asphalt geprüft werden."
Asphaltierung, Beleuchtung, Videoüberwachung: Die Ausschussmitglieder nehmen die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis, ansonsten passiert - nichts.
" ... aufgrund von personellen Engpässen ..."
Ein weiteres Jahr geht ins Land. Corona ist überwunden, nur an der Hermann-Löns-Allee tut sich weiterhin nichts, wenn man mal davon absieht, dass die Schlaglöcher immer tiefer werden, was Gartenbesitzer gerne bestätigen werden, denen der Grünschnitt oft schon vor Erreichen des Gabco-Containers durchs Auto fliegt.
Im März wird das Projekt endgültig auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. In ihrer Vorlage für Sport- (16. März 2023) und Mobilitätsausschuss (23. März 2023) formuliert die Verwaltung das natürlich etwas nervenschonender. Wörtlich heißt es da:
"Die im letzten Sachstandsbericht für das Jahr 2022 geplante Aufwertung des Parkplatzes mit Beleuchtung und Videodetektion konnte aufgrund von personellen Engpässen nicht wie vorgesehen weiter geplant und umgesetzt werden. Sobald die Stelle für das Thema „P+R“ besetzt ist, wird die weitere Planung und Umsetzung der o.g. Maßnahmen weiter fortgeführt."
Demnächst ist wieder Weihnachtsmarkt, und die Besucher aus Belgien und den Niederlanden werden in der Stadt noch mehr Poller und Baustellen vorfinden als im vergangenen Jahr und noch weniger Parkplätze. Auf den P+R-Platz an der Hermann-Löns-Allee brauchen sie dabei weiterhin nicht zu hoffen.
Und nicht nur die: Auch die vielen einpendelnden Berufstätigen im Viertel, die nach Einführung der Bewohnerparkzone M den Schotterplatz am Hangeweiher als Abstellmöglichkeit für ihre Fahrzeuge entdeckt haben, wären sicher froh, im dritten Winterhalbjahr in Folge nicht schon wieder abends im Stockdunkeln auf der Buckelpiste zu ihrem Fahrzeug stolpern zu müssen.

Dienstags nimmt die Gabco am Hangeweiher Grünschnitt entgegen. Weil das bei vielen Gartenbesitzern offensichtlich nicht in den Zeitplan passt, hat sich gleich an der Einfahrt zum Parkplatz an der Hermann-Löns-Allee eine wilde Abladestelle etabliert, wo im Schutz der Dunkelheit Gartenabfälle verklappt werden. Von Zeit zu Zeit kommt der Stadtbetrieb das Gemüse einsammeln. // Foto: Ulrich Simons |
|