20. Juli 2023
Glossiert
Hier nicht mehr, und hier auch nicht:
Wenn Einkaufen keinen Sinn macht
Frau Simons war shoppen. Also nicht so richtig. Sie hatte vor ein paar Tagen aus einem großen Bekleidungshaus in der Innenstadt eine Bluse "in Auswahl" mitgebracht. Nach eingehender Prüfung übers Wochenende der Entschluss: "Die behalte ich!"
"Kannst Du die Rechnung bitte bezahlen gehen?", fragte sie am Donnerstag, als sie erfuhr, dass ich am Markt eine Verabredung hatte, und drückte mir den Kaufbeleg und die Geschenkkarte in die Hand, die Heiligabend unterm Christbaum gelegen hatte.
Kein Problem, müsste ja in zwei Minuten erledigt sein.
An der ersten Kasse sind noch zwei Damen vor mir. Dann bin ich dran. Nein, doch nicht. "Kasse geschlossen" knallt mir der Jüngling hinter der Theke kommentarlos das weiße Schild vor die Nase und entfernt sich, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
Na gut, dann eben nebenan. Ich erwische Platz vier. Die ersten beiden Damen in der Schlange sind relativ schnell fertig, die dritte spart sich das Geld für den Friseur und lädt ihren erheblichen Gesprächsbedarf bei der Kassiererin ab, die keine Antwort schuldig bleibt. Das zieht sich, geht aber schließlich auch vorbei.
Vor ein paar Jahren hatte ich mal so eine Plaudertasche vor mir an der Tankstelle. Die dreht sich plötzlich um, sieht mich erschrocken an und fragt: "Ohje, warten Sie schon lange?" - "Wie man's nimmt", hab ich ihr geantwortet, "als ich reinkam, hatte ich noch Haare." Danach war ich dann ziemlich schnell an der Reihe.
Ich lege Quittung und Geschenkkarte auf die Theke und erkläre freundlich, was ich möchte. "Auswahl ist an Kasse 1", belehrt mich die Kassiererin. Da steht groß das Wort "Servicekasse" drüber, und ich frage mich, wie eine Kundin auf die Idee kommen soll, dass sie in Auswahl mitgenommene Ware nicht an irgendeiner Kasse bezahlen kann, sondern nur an der "Servicekasse".
Die Sache mit der Auswahl scheint jedenfalls ziemlich beliebt zu sein, denn an der "Servicekasse" bin ich der Siebte in der Reihe. Beim Hinweis der Kassiererin "Auf der Karte ist nichts drauf" droht die Lage kurz zu eskalieren, die Fehlermeldung stellt sich dann aber schnell als Augenblicksversagen der Technik heraus.
Und beim Rausgehen eine gefühlte Viertelstunde später denke ich, wie schön doch das Einkaufen im Internet ist, und frage mich, wer auf den Slogan "Das macht Sinn" gekommen ist. Vermutlich hat er lange nicht mehr an seiner eigenen Kasse gestanden.
Abgesehen davon: Beim Einkaufen muss nicht alles Sinn machen.
Würde schon reichen, wenn es einfach nur Spaß macht.
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