
Attraktiver Blickfang: In etwa zwei Jahren soll es an der Ecke Lütticher Straße/Amsterdamer Ring so aussehen. Die Türkische Hasel an der Hohenstaufenalle (re.) kann stehenbleiben. Auf der Rückseite des Hauses wird sich die Einfahrt zur Tiefgarage für die 63 Mikro-Appartements befinden. // Visualisierung: kadawittfeldarchitektur |
09. November 2019
Lütticher Straße/Hohenstaufenallee:
Die Bagger kommen im Januar
Vier Monate ist es jetzt her, da vermeldeten Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten: "Der Aachener Christian Wego errichtet an der Ecke Lütticher Straße/Hohenstaufenallee ab Herbst ein exklusives Appartementhaus mit 63 Wohnungen." Der kalendarische Herbst ist in inzwischen in vollem Gange - nur an der Hohenstaufenallee tut sich immer noch nichts.
"Die Schätzung war vielleicht im Juli etwas zu optimistisch", sagt Christian Wego auf Nachfrage. Und fügt hinzu: "Optimismus ist bei uns Leuten vom Bau ein Dauerzustand."
Zudem hätten Änderungswünsche der ursprünglich avisierten Eigentümer die Architekten von Kadawittfeldarchitektur noch einmal zurück ans Reißbrett oder besser: an den Computer gezwungen, was für gewisse Verzögerungen gesorgt habe.
Jetzt gibt es einen überarbeiteten Entwurf, und nach aktuellem Planungsstand soll es gleich im neuen Jahr mit dem Ausheben der Baugrube losgehen.
Dass der silberne Alurahmen für das Baustellenschild seit Monaten unbebildert vor sich hinsteht, hat nach Angaben von Christian Wego einen einfachen Grund: Das gesamte Zehn-Millionen-Euro-Objekt sei bereits komplett verkauft.
Im Viertel keine Unbekannten
Künftige Eigentümer sind die Gebrüder Björn und Dirk Schlun aus der Wohnungssparte der Bauunternehmung Schlun mit Sitz in Gangelt. Die hat bereits im Jahr 2013 beim Umbau des Bunkers an der unteren Lütticher Straße kurz vor der Schanz ihre Visitenkarte im Viertel abgegeben. |
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Die Firma Schlun ist im Aachener Südwesten nicht unbekannt. Im Jahr 2013 war sie maßgeblich am Umbau des heutigen REWE-Bunkers an der Schanz beteiligt. // Foto: Archiv Ulrich Simons |
Die beiden Brüder planen allerdings keinen Weiterverkauf, sondern wollen die 63 Wohnungen ab Ende 2021 ausschließlich vermieten.
Während die inzwischen abgerissene Villa 548 Quadratmeter Wohnfläche auf drei Etagen bot, davon alleine rund 300 Quadratmeter im Souterrain, soll die neue Wohnanlage 2083 Quadratmeter Wohnraum bieten. Davon entfallen 200 Quadratmeter auf zwei Wohnungen im Staffelgeschoss (umgangssprachlich: Penthouse), die restlichen 1800 Quadratmeter verteilen sich auf vier Etagen.
Da gleichzeitig aber aus ehemals zwei oberirdischen Geschossen vier werden, vergrößert sich die bebaute Fläche nur unwesentlich. Inklusive Tiefgarage, Fluren, Treppenhäusern etc. beträgt die Bruttogeschossfläche 4460 Quadratmeter.
"Wir werden das Grundstück nicht bis an die Grenze ausreizen", betont Christian Wego. Rundum solle noch genug "Luft" bleiben. Auch die stattliche Türkische Hasel an der Hohenstaufenallee habe Kadawittfeld kunstvoll in die Planung integriert. Sie soll in jedem Fall erhalten bleiben.
Mikro-Appartements als Ausdruck gewandelter Prioritäten
Wo sich früher die Souterrain-Wohnung befand, soll eine Tiefgarage entstehen mit ebenerdiger Zufahrt von der Hohenstaufenalle her. Durch die leichte Hanglage des Grundstücks Richtung Hangeweiher ist eine aufwändige Rampe zur Einfahrt in die Tiefgarage nicht erforderlich.
Die Mehrzahl der Wohnungen sind für "studentisches Wohnen" konzipierte Mikro-Appartements mit Größen zwischen 25 und 40 Quadratmetern. 74 weitere Wohnungen ähnlichen Zuschnitts entstehen derzeit an der unteren Lütticher Straße im Innenraum hinter der Luisen-Apotheke. Eine Modeerscheinung?
"Nein", sagt Christian Wego. Vielmehr eine Reaktion der Baubranche auf die gewandelten Prioritäten bei jungen Leuten. Bei denen stehe das Thema "Wohnen" längst nicht mehr an erster Stelle. "Kein Mensch gibt heute mehr 10.000 Euro für ein Wohnzimmer mit Schrankwand und Sitzgruppe aus. Die jungen Leute wollen lieber reisen und weniger putzen."
Doch nicht nur junge Akademiker aus dem Umfeld der Hochschule hat Christian Wego im Visier. Mikro-Appartements könnten seiner Ansicht nach generell eine Wohnform der Zukunft werden. Denn auch für ältere Menschen, die eine kleine, pflegeleichte Wohnung suchen, seien sie attraktiv. |
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Die Mauer kommt weg, der Baum bleibt stehen: An der Kreuzung Lütticher Straße/Amsterdamer Ring/Hohenstaufenallee kann es nur noch besser werden. // Foto: Ulrich Simons |
Und falls denen in ihren Appartements mal die Decke auf den Kopf fällt, können sie gerne in die Lobby ausweichen. Die hat mit rund 60 Quadratmetern die Abmessungen eines Hotel-Foyers und soll auch genauso möbliert und genutzt werden - als Treffpunkt für die Mieter.
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