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Ulrich Simons

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Redakteur (1987 bis 2019)
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25. August 2019

Tempo 30 in Aachen:
Das haben wir doch schon längst

Ich hätte ja nie für möglich gehalten, dass ich mal zu einer Idee der Grünen öffentlich Beifall klatschen würde. Aber gegen den Vorschlag, innerhalb des Aachener Alleenrings flächendeckend Tempo 30 einzuführen, hätte ich absolut nichts.

Auf vielen Straßen in der City ist heute ein flotteres Vorankommen sowieso kaum noch möglich, und das liegt nicht nur an den (bewusst schikanösen?) Ampelschaltungen. Auf den wenigen bisher noch zügig befahrbaren Straßen hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten ein inflationärer Wildwuchs an Kurzstrecken-Tempolimits breitgemacht.

Überall, wo der "Mobilitätsausschuss" des Stadtrates im Februar 2018 besonders schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer vermutete, wurde inzwischen der Verkehr auf einer Strecke von 300 Metern heruntergebremst. Kindergärten, Schulen, Altenheime - überall heißt es "Fuß vom Gas".
Sechs Wochen lang zockelte z.B. auf der Lütticher Straße und der Hohenstaufenallee der Verkehr mit "30" am Couven-Gymnasium vorbei, obwohl die Schüler alle in den Sommerferien waren. Geht sowas im Jahr 2019 nicht mit dynamischen LED-Anzeigen, die man nach Bedarf und Tageszeit zentral ein-, ausschalten oder anpassen kann?

Zudem führt das Tempolimit an dieser Stelle nicht unbedingt zu mehr Sicherheit. Während früher, als in diesem Bereich der Lüttticher Straße noch 50 gefahren werden durfte, die Schülerinnen und Schüler sicherheitshalber auf das "Grün" der Drucktastenampel warteten, herrscht heute vor Schulbeginn, zu Pausenzeiten und nach Schulschluss auf der gesamten 300 Meter langen Strecke reger und meist ziemlich unkonzentrierter Schüleraustausch.

Andererseits gibt es immer noch Straßen wie die Wüllnerstraße am Audimax, die nach manchen Vorlesungen schwarz ist von Studenten zu Fuß oder Kamikazefahrern per Rad - da darf weiter mit völlig unangemessenen 50 km/h heruntergebrettert werden.

Macht dem Tempo-Flickenteppich innerhalb des Alleenrings ein Ende, bringt die Ampelschaltungen intelligent auf Vordermann, alle fahren maximal 30 und beachten die Verkehrsregeln (auch die Radfahrer!), keiner hält mehr in zweiter Reihe oder auf den Fahrradschutzstreifen, auch nicht Taxis, DHL, UPS und wie sie alle heißen, und der Rest kann in frischer Luft spazierengehen.

 

Mit den Händen aufgebaut, mit dem Hintern umgeworfen

Hätten die Grünen es bei ihrem Vorschlag für die Innenstadt gelassen, wäre es ja noch in Ordnung gewesen. Allerdings reißen sie mal wieder in bewährter Manier mit dem Hintern um, was sie gerade mit den Händen aufgebaut haben, und fordern für den Rest der Stadt Tempo 40.

Davon betroffen wären dann (weil im Stadtgebiet) auch die Ringe und viele Einfallstraßen, auf denen heute noch 50 km/h und - außerhalb der Bebauung - stellenweise noch Tempo 70 erlaubt und auch kein Problem sind.
Rechtlich dürfte das auch nicht so einfach werden, denn viele dieser Straßen sind Landes- oder Bundesstraßen - da kann die Stadt nicht einfach die Geschwindigkeit drosseln, wie das Hickhack am Preuswald gezeigt und wo die Stadt eine völlig ungewohnte Kreativität an den Tag gelegt hat, um am Ende doch noch "Tempo 50" durchgedrückt zu bekommen: Sie hat die Handvoll Häuser am Straßenrand kurzerhand zur "geschlossenen Ortschaft" erklärt.

Aber konsequent ist der "Tempo-40-Vorschlag" wenigstens: Wenn schon in Aachen nichts voran geht (schauen Sie sich mal die Leerstände in der Innenstadt an), warum sollte es dann ausgerechnet der Verkehr sein?

Weitere Forderungen der Vielflieger-Partei: Parkplätze am Straßenrand sollen verschwinden, die frei werdenden Flächen u.a. für Außengastronomie genutzt werden.

Nun ist es sicher kein Zufall, dass solche Debatten stets im Sommer, aber nie im Winter geführt werden. In zwei Monaten redet bis zum nächsten Mai niemand mehr von Außengastronomie, und die hastig dafür freigeräumten Flächen dürften mehr als ein halbes Jahr lang den Charme von "lost places" ausstrahlen, während die ihrer Parkmöglichkeiten beraubten Anwohner ihre Einkäufe bei Wind und Wetter ums Karree schleppen müssen.

Etwas Schwierigkeiten habe ich auch mit dem im Zusammenhang mit der künstlichen Parkplatzverknappung immer wieder heruntergebeteten Vorschlag, die Besucher der Innenstadt mögen ihre Fahrzeuge doch bitte in einem der zahlreichen Parkhäuser abstellen.

Wie man einem auswärtigen Gast heute noch ernsthaft Europas einziges befahrbares Pissoir am Büchel als Abstellmöglichkeit für sein Gefährt anbieten kann, ist mir schleierhaft.
Demnächst soll die cloaca maxima in bester Innenstadtlage endlich abgerissen werden, was durchaus vernünftig ist, wenn man den Verkehr an der Peripherie abfangen will.

Nur: Wo soll der auswärtige Gast denn sein Fahrzeug abstellen? Ich würde nicht so weit gehen, die übrigen Aachener Parkhäuser (das der Sparkasse an der Jesuitenstraße ausgenommen) als "Dreckslöcher" zu bezeichnen, aber sowas Feines wie schon vor Jahren in Bremen (Bilder rechts) oder im belgischen Tongeren habe ich in Aachen bisher nicht ansatzweise gefunden.

 

Bremen Parkhaus Violenstraße

Blitzsauber: Das Parkhaus in der Bremer Violenstraße (oben) bietet auf einer separaten Etage gegen Aufpreis auch XXL-Parkplätze mit großzügig dimensionierten Parkbuchten, in denen man sogar aus einem SUV aussteigen kann. Versuchen Sie das mal in der Sparkassen-Tiefgarage am Elisenbrunnen.

Bremen Parkhaus Violenstraße

Fotos: Ulrich Simons

Vielleicht hätte man damit schon vor Jahren beginnen sollen, statt jetzt die Autofahrer auf nicht vorhandene Alternativen zu verweisen. Denn auch das wichtige Innenstadtparkhaus an der Mostardstraße (gegenüber von Sinn) mit seinen 370 Plätzen soll demnächst saniert werden und steht dann für gut ein Jahr nicht zur Verfügung.

Vor fast drei Jahrzehnten (1991) gab es nach allerlei unpopulären Eingriffen in den Individualverkehr schon einmal das Schlagwort von der Aachener Innenstadt, die samstags nicht erreichbar sei, und es hat den derzeit erstaunlich schläfrigen Einzelhandel viel Zeit und Mühe vor allem im benachbarten Ausland gekostet, dieses Klischee zu entkräften.

Es deutet einiges drauf hin, dass sich die Geschichte demnächst wiederholen wird.

 

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© Ulrich Simons
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