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Ulrich Simons

Ulrich Simons
Redakteur (1987 bis 2019)
Fotojournalist (seit 1976)
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21. August 2019

Die große Geste der Schausteller

Am Montag ist der Aachener Sommerbend zu Ende gegangen. Vieles war wie immer - wäre da nicht dieser eine Termin gewesen, den ich einfach nur großartig fand und immer noch finde.

Für viele von uns ist der Besuch einer Kirmes genauso selbstverständlich wie ein Schaufensterbummel in der Stadt. Doch für hochgradig Sehbehinderte und Blinde ist ein Besuch auf der Kirmes ohne Hilfe nicht machbar, und einer Karussellfahrt stehen oft unüberwindbare Hürden im Weg.

Wenn Sie sich vorstellen wollen, wie Blinde Menschen das Gedränge und Geschiebe vor den Karussells empfinden müssen, dann schließen Sie einfach auf dem Weg dorthin nur für ein paar Schritte die Augen. Ohne Hilfe ist man da hoffnungslos verloren.
Ein- und Ausstieg in die Gondeln sind meistens nicht alleine zu schaffen, und wenn zum Beispiel eine Achterbahn auf halber Strecke stehenbleibt (was immer mal auf einer Kirmes oder in einem Freizeitpark vorkommt), wird die Evakuierung für eine(n) Sehbehinderte(n) zum Alptraum.

Nun kann man es machen wie das Phantasialand bei Brühl und Menschen mit Sehbehinderungen "aus Sicherheitsgründen" von der Benutzung zahlreicher Attraktionen einfach ausschließen.
Oder aber man denkt ein bisschen nach und kommt zu einem ganz anderen Ergebnis, so wie Kerstin Stettner, die Jugendbeauftragte des Blinden- und Sehbehindertenvereins der Städteregion Aachen, und die Schausteller auf dem Aachener Sommerbend.

Sie luden rund 30 sehbehinderte Männer, Frauen und Kinder zu einer "VIP-Führung" über den Rummelplatz, über die Annika Kasties im Lokalteil der Aachener Zeitung und der Aachener Nachhrichten vom 13. August ausführlich berichtete.

Das Besondere: Die Behinderten hatten den Rummelplatz exklusiv und für sich alleine, weil die Schausteller bereits zwei Stunden vor der offiziellen Eröffnung ihre Fahrgeschäfte in Betrieb nahmen. Sie halfen beim Ein- und Aussteigen und nahmen auch schon einmal einen Blindenstock in Verwahrung. Für manch eine(n) war es die erste Fahrt seines Lebens auf einem der rasanten Karussells.

Was das alles gekostet hat? Keinen Euro.
Die Aktion war eine Einladung der Schausteller.

Die Bendbeschicker sind am Montag weitergezogen. Ich wünsche Ihnen für den Rest der Saison noch viele schöne Volksfeste mit herrlichem Wetter und vielen Besuchern. Das hat die großherzige Truppe mehr als verdient.

 

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© Ulrich Simons
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